Geplanter Veröffentlichungstermin: Montag, 3. November 2025 | 11:00 Uhr MEZ / 5:00 Uhr EST / 18:00 Uhr PHT | WPS.News

Von Cliff Potts

In den 1960er Jahren setzten sich Demonstranten in Restaurants und Verwaltungsgebäude, um gegen Rassentrennung und Ungerechtigkeit zu protestieren. Diese Sitzstreiks waren sichtbar, mutig und direkt – sie blockierten physisch die Normalität, um moralische Dringlichkeit zu signalisieren. Im Jahr 2025 werden Blockaden nicht nur durch Körper, sondern durch Bandbreite durchgeführt. Distributed Denial of Service (DDoS) – eine digitale Methode zur Überlastung von Servern – ist zu einem modernen Äquivalent dieser Aktionen geworden. Doch die rechtliche und gesellschaftliche Reaktion variiert stark je nach Region.

Digitale Sitzstreiks: Protest im Zeitalter des Internets

Ein DDoS-Angriff überflutet eine Website mit so vielen Anfragen, dass sie unzugänglich wird – ähnlich wie ein Sit-in einen Laden unzugänglich macht. In vielen Ländern gilt dies jedoch nicht als legitime Meinungsäußerung. In den USA wird DDoS nicht als Protestform, sondern als Cyberverbrechen betrachtet – mit Strafen, die drakonisch ausfallen können. Einige Aktivisten haben für kurze DDoS-Proteste jahrelange Haftstrafen erhalten. Die Gesetzgebung ist oft das Ergebnis von Unverständnis seitens älterer Entscheidungsträger, die digitale Taktiken als Bedrohung und nicht als Ausdruck betrachten.

Deutschland: Wo digitale Blockaden als Meinungsfreiheit gelten

Im Gegensatz dazu hat ein deutsches Gericht 2021 entschieden, dass ein DDoS-Angriff im Kontext einer politischen Aktion unter Umständen durch das Grundrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt sein kann. Die Richter sahen in der gezielten Überlastung einer öffentlichen Website einen modernen Protestakt – vorausgesetzt, er bleibt verhältnismäßig und richtet keinen bleibenden Schaden an.

Diese Auffassung eröffnet neue Wege für digitalen Aktivismus. In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der Banken, Regierungsstellen und Medien online agieren, kann eine temporäre Unterbrechung ein kraftvolles politisches Signal senden. Sie erinnert daran, dass das Netz nicht nur ein Markt, sondern auch ein öffentlicher Raum ist.

Internationale Unterstützung ist jetzt entscheidend

Occupy 2.5 ruft ausdrücklich zur internationalen Solidarität auf, insbesondere aus Ländern, in denen digitale Protestformen als legitimer Teil der Meinungsfreiheit anerkannt werden. Deutschland mit seiner starken Datenschutzkultur und seiner Geschichte des zivilen Widerstands spielt eine zentrale Rolle.

Wir bitten deutsche Aktivistinnen, Journalistinnen und Jurist*innen um Unterstützung – sei es durch Übersetzung, Verbreitung, rechtliche Aufklärung oder technische Infrastruktur. Die digitale Blockade ist keine Attacke, sondern eine Botschaft: Wir sind viele, wir sind vernetzt und wir haben genug.

Schlussfolgerung: Technologie ist nicht neutral – also nutzen wir sie bewusst

Die Debatte um DDoS-Proteste zeigt exemplarisch, wie Technologie durch gesetzliche Rahmenbedingungen und kulturelle Wahrnehmung politisiert wird. Während einige Staaten solche Proteste kriminalisieren, erkennen andere sie als notwendigen Ausdruck des digitalen Zeitalters an.

Occupy 2.5 steht für eine Wiederbelebung des zivilen Ungehorsams – nicht trotz, sondern wegen der Technologie. Wir wollen eine Debatte darüber anstoßen, wie Protest im 21. Jahrhundert aussieht – und wer darüber bestimmt, was legitim ist.


Liebe Freundinnen und Freunde in Deutschland,

die Vereinigten Staaten stehen am Rande, dieselben verhängnisvollen Fehler zu begehen, die das deutsche Volk in den 1930er Jahren erlebt hat. Bitte tut alles in eurer Macht Stehende, um zu verhindern, dass sich diese Geschichte bei uns wiederholt – bevor es zu spät ist.

Mit aufrichtiger Hoffnung,
Die 99 %


Quellen (APA-Stil):

Coleman, G. (2014). Hacker, Hoaxer, Whistleblower, Spy: The Many Faces of Anonymous. Verso Books.

Zuboff, S. (2019). The Age of Surveillance Capitalism. PublicAffairs.

Juris, J. S. (2012). Reflections on Everywhere: Social media, public space, and emerging logics of aggregation. American Ethnologist, 39(2), 259–279.

Photo by Ingo Joseph on Pexels.com


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